Seh-Vorträge
Erster Seh-Vortrag
Unser Sehen - Selbstverständlichkeit oder Wunder
Dass wir sehen, ist normalerweise selbstverständlich. Und normalerweise kümmern wir uns erst dann um unser Sehen, wenn es einmal nicht mehr so gut funktioniert. Doch wir wollen tiefer blicken. Wir führen uns die vielen Selbstverständlichkeiten einmal vor Augen. Sehen ist nicht etwas Gegebenes, Sehen muss erworben werden. Sehen geschieht nur zu einem kleinen Teil mit unseren Augen, überwiegend jedoch mit dem Gehirn.
„Wär' nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt' es nie erblicken;
Läg' nicht in uns des Gottes Kraft,
Wie könnt' uns Göttliches entzücken?“
Johann Wolfgang von Goethe
Wieso ist es eigentlich Selbstverständlich, dass wir scharf sehen, dass wir farbig sehen, dass wir räumlich sehen, dass wir Bewegung sehen, dass wir erkennen und wiedererkennen, dass wir Dinge sehen, die nicht da sind, und Dinge nicht sehen, die da sind?
Dieser Vortrag zeigt anhand von Beispielen und Übungen, wie sehr Sehen ein dynamischer und wundersamer Prozess des Menschseins ist.
Zweiter Seh-Vortrag
Zentrales und peripheres Sehen
- polare Wesensqualitäten des Seins
So wie Materie und Geist, Körper und Seele im Menschen zusammenwirken, so finden wir auch im menschlichen Sehen diese polaren Qualitäten – das zentrale Sehen und das periphere Sehen.
Beim Augenarzt und Augenoptiker wird meistens nur das zentrale Sehen gemessen. An ihm machen wir die Sehleistung fest. Hier kommen Sehhilfen und Korrekturen zum Einsatz. Mit dem zentralen Sehen erfassen wir das Vordergründige, das Bunte, hiermit fokussieren wir, was uns im Leben wichtig erscheint. Es soll stets gut und ohne Pause funktionieren. Das periphere Sehen hingegen ist der stille Zuarbeiter, dem wir kaum bewusste Beachtung schenken...
Hintergründig arbeitet es um ein Vielfaches schneller. Hier erkennen wir unter anderem Bewegungen und gewinnen unsere Orientierung in Raum und Zeit. Es geht unbewusst jeder Fokussierung voraus.
Wenn wir Menschen ausgeglichen sind, so wird sich auch unser Sehen in einem ausgeglichenen Zustand befinden. Leider ist das im Alltags- und Lebensstress oft überhaupt nicht der Fall. Fehlsichtigkeiten und auch Augenerkrankungen können die Folge sein.
Dieser Vortrag will einen Einblick geben in das Wesen dieser verschiedenen Sehens- und Seinsqualitäten und wie daraus unsere individuellen, ja sogar gesamtgesellschaftlichen Sichtweisen entstehen. Dazu werden interessante, selbst erfahrbare Übungen angeboten.
Dritter Seh-Vortrag
... und die Welt ward kurzsichtig
- das Wesen einer globalen Kurzsichtigkeit
Kurzsichtigkeit, so behaupte ich, ist auch ein psychosomatisches Phänomen. Sie ist eine Folge, der etwas vorangegangen ist. Fragen wir nach der wirklichen Ursache, so stoßen wir auf den Zusammenhang von Sehen und Sein. Kurzsichtigkeit ist nicht nur eine Fehlsichtigkeit, sondern auch eine Geisteshaltung.
Unser Sehen ist funktional.
Unsere „Fehlsichtigkeit“ ist auch funktional.
Generation kurzsichtig: In den Metropolen Ostasiens sind 80 % der Kinder und 90 % der Studenten kurzsichtig, in Europa sind es 47 % der jungen Erwachsenen. Wir haben es also mit einer Verkurzsichtigung der Gesellschaft zu tun. Ich betrachte Kurzsichtigkeit als eine Bewältigungsform grundlegender Konflikte des Menschenseins im Spannungsfeld zwischen Angst und Liebe. Es handelt sich nicht um etwas Gegebenes, sondern um etwas Gewordenes.
Kurzsichtigkeit in unserer Leistungsgesellschaft geht einher mit Dissoziation, der Abspaltung von den eigenen Gefühlen. Dabei ist der Umstand, dass der Kurzsichtige dissoziiert ist, dem Kurzsichtigen selbst nicht wahrnehmbar.
Kurzsichtigkeit ist aber nicht nur ein Sehfehler, sondern auch die Fähigkeit, auf Details zu fokussieren, Einzelheiten aus einem Gesamtzusammenhang herauszunehmen und bis in die Tiefe zu erforschen.
Immer alles im Blick - Fokussierungswahn
Die Wissenschaft ist ihrem Wesen nach kurzsichtig; sie schafft sich eine rationale Welt, die aus Dingen besteht. Das periphere Sehen verlieren wir immer mehr aus den Augen. In unserem ganzen Leben gibt es praktisch keine Situation mehr, in der wir nicht fokussiert schauen würden. Der „weiche Blick“ ist uns abhanden gekommen.
Der Vortrag erklärt auch die Unterschiede zwischen Fokussierung, Zentrierung und Fixierung. Gesundes Sehen, schließlich, ist die Integration von zentralem und peripheren Sehen.
Vierter Seh-Vortrag
3D-Sehen
- die Schwelle zu einer anderen Dimension
Wir alle kennen Autostereogramme, die so genannten 3D-, oder Stereo-Bilder. Sie simulieren räumliches Sehen. Dabei handelt es sich um meine liebste spirituelle Übung. Hier wird ganz konkret erfahrbar, was es bedeutet, in eine andere Dimension zu blicken und was das mit unserer Wahrnehmung, mit unserem Körperempfinden macht. Ein spannender Einblick in angewandte Spiritualität.
„Der Körper
entwickelt sich aus uns,
nicht wir aus ihm.“
Rumi
Fünfter Seh-Vortrag
Lesebrille - ja oder nein?
- ganzheitliches Sehtraining bei Altersweitsichtigkeit
Mit fortschreitendem Alter geht bei vielen Menschen die Nahsehfähigkeit zurück. Scharfe Vielsicht weicht milder Einsicht. Eine Lesebrille wird benötigt. Doch das ist keineswegs so zwangsläufig wie Augenoptik und Augenmedizin gerne behaupten. Die Flexibilität der Augenlinse und die Kraft der Augenmuskulatur haben zwar nachgelassen, dagegen können wir jedoch mit einem gezielten und ganzheitlichen Sehtraining ansteuern. Klare Sicht bis ins hohe Alter ist nicht nur eine Materialeigenschaft der Augenlinse, sondern ein lebenslanger Prozess, der auch mit geistiger Kraft und geistiger Klarheit einhergeht.
„Der Brille ist vollständig auf den Menschen angewiesen.
Ohne ihn sieht sie nichts.“
Waltraud Puzicha, deutsche Aphoristikerin
Sechster Seh-Vortrag
Das tiefe Wesen von Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Stabsichtigkeit
Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Stabsichtigkeit sind nicht etwas Gegebenes, sondern etwas Gewordenes. Wir betrachten sie als Bewältigungsformen grundlegender Konflikte im Spannungsfeld zwischen Angst und Liebe. Sie prägen unseren Charakter und unser Familien-, Beziehungs- und Berufsleben.
Dieser Vortrag will Einblick geben in die bewegende Thematik, was unser „fehlsichtiges“ Menschsein dem Wesen nach ausmacht. Wie wir die darin liegenden Qualitäten und Fähigkeiten in Besitz nehmen. Und wie sich eine Befreiung der darin gebundenen Lebensenergie auf unsere Sichtweise, auf unser Sehen und auf unser Sein auswirkt.